,,Verlust“, Mr. Platon faltete seine Hände und lief langsam nach vorn, durch die Gänge der Tische – zu seinem Pult. Die Schüler sahen interessiert zu ihm auf. Waren gespannt auf den nächsten brillanten Einfall ihres Lehrers und seine Veranschaulichungen, die sie so liebten.
,,Eine der tragischsten Gefühle, die ein Mensch fühlen kann“, er sah in die Gesichter seiner Schüler, welche immer aufleuchteten, sobald sie ihn sahen. Daher wusste er, dass das, was er tat, richtig machte. Er liebte das Lehren wie nichts anderes auf der Erde. Für ihn war es reinste Kunst – seinen Schülern Wissen mitzugeben und es ihnen so zu vermitteln, dass sie sich noch lange Zeit daran erinnern konnten.
,,Geben Sie einem beschäftigten Geschäftsmann eine Poesie über den Sinn des Lebens. Seiner Frau ebenso. Sagen Sie ihnen, sie sollen es sich durchlesen und mit Ihnen darüber philosophieren. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit werden sie euch sagen, dass sie mit etwas Wichtigerem beschäftigt sind. Dass sie keine Lust haben, weil sie von ihrem Arbeitstag so geschafft sind oder weitere Ausreden, was Sie, meine Schüler, dazu veranlasst, die Welt der Gedichte und Worte wieder allein zu bestaunen.
Nun stirbt einer von den beiden auf tragische Art und Weise. Gehen Sie erneut hin und geben Sie ihnen eine Poesie über den Sinn des Lebens, dass sie mit Ihnen darüber philosophieren können. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie es jetzt abschlagen, ist sehr gering.
Ein Mensch in unserer Zeit ist durch die Gesellschaft dazu geschaffen worden, nur eines im Kopf zu haben“, er deutete in die Klasse, dass sie seine Frage beantworten können.
,,Mr. Williams?“
,,Ähm … Erfolg und finanzielle Absicherung?“
Das Lächeln auf den Lippen des Lehrers wuchs: ,,Fantastisch, Mr. Williams!“
Er wandte sich wieder der Klasse zu: ,,Der Mensch ist in einen von der Gesellschaft kreierten Tunnel geraten, der ihn nur dazu bringt, die nur Wirtschaft am Laufen zu behalten. Sie sind so fokussiert auf ihre Arbeit, dass sie vergessen die Schönheit um sie herum wertzuschätzen, bis das Leben sie dazu zwingt. Dann suchen sie sich eine Quelle, ihre blutenden Wunden zu stopfen. Es ist immer das Gleiche. Bitte tut mir den Gefallen und fangt an, eure Umwelt anders wahrzunehmen.
Denkt nicht, wie man es uns vorschreibt.
Ihr habt einen eigenen Kopf. Fangt an, selbst zu denken!“
Er machte eine kurze Pause, um das Gesagte sacken zu lassen. Er sah nur in die jungen Gesichter und musste sich ein Lächeln verkneifen, nein, er grinste.
Er stand vor seiner Klasse und seine Mundwinkel reichten von einem zum anderen Ohr; und unter manchen Lippen seiner Schüler blitzten die weißen Zähne ebenfalls hervor.
,,Aber ich kann Ihnen eins sagen:“, Mr. Platon zeigte mit dem Daumen in die Menge: ,,Nichts auf dieser Erde ist neu für das Leben. Das ist es nur für die, die gerade leben.„
Mr. Platon erkannte die verschiedenen Gedankengänge in den Gesichtern seiner Schüler. Er konnte die kleinen Zahnräder hinter den Schädeln arbeiten hören.
Das war es, wieso er Lehrer geworden war; um seine Schüler zu begeistern und sein Gelerntes weiterzugeben, und wenn sie es ebenso machten, würde das Gelernte unsterblich werden.
Schon seit er mit dem Lehramtsstudium angefangen hatte, hatte er es geliebt, die jungen Augen aufblitzen zu sehen, sobald sie etwas verstanden; zu sehen, wie sie etwas faszinierte und wie er Menschen in seinen Bann reißen konnte.
,,Alles was Sie gerade durchleben hat jemand vor Ihnen durchlebt. Jede Situation. Denn in jeder Bibliothek gibt es ein Buch, auf die Antwort die in Ihrem Schädel wie ein Feuer brennt, – das hatte zumindest Daniel Handler behauptet.„