Lern­strategien

Ich wette, du hast mindestens einmal in deinem Leben ein YouTube Video über „die besten Lernstrategien“ angesehen. Nein warte, der Titel würde eher so lauten: „DIESE Lernmethode hat mein Leben verändert!“ oder „SO lernst du effektiv, 9x schneller lernen mit DIESEN Tipps!!“.  

Effektiv lernen. Kaum Zeit zum Lernen verschwenden, nein – aufwenden. Effektiv, 9x effektiver als bisher. „Wie ein Harvard Top Student – mit dieser Methode“. 

In diesem Artikel könnten wir natürlich dasselbe hören bzw. lesen wie in diesen Videos, aber es geht um viel mehr. Denn es geht um Methoden wie: 

  • Pomodoro Technik (25 Minuten lernen und 5 Minuten Pause / 50min lernen und 10 Minuten Pause)  
  • Space Repetition (wenig lernen, dafür täglich wiederholen)  
  • Blurting (schreib alles ohne Spicker auf ein leeres Blatt Papier auf) 
  • Eselsbrücken bilden  
  • Gedächtnispalast (du gehst einen bestimmten Ablauf durch, wie das Kochen eines Rezeptes oder den Weg von der Haustür zum Zimmer und diese Abläufe füllst du mit deinen Lerninhalten)  

Einige dieser Methoden helfen dir sehr gut, um die Lerninhalte zu wiederholen. Doch bevor du wiederholst, musst du dich erst einmal an den Lernstoff erinnern. Bevor du einen Gedächtnispalast bauen kannst, musst du dir zuerst den Stoff merken, bevor du alles (ohne Spickzettel) aufschreibst, musst du wissen, worüber du schreibst.  

Erst einmal muss gesagt werden, dass diese Methode sich am einfachsten auf Fächer übertragen lässt, in denen man mehr oder weniger „auswendig lernen muss“. Das heißt jedoch nicht, dass es z. B.in den Hauptfächern unmöglich ist. 

Außerdem klingt diese ungewöhnliche Lernstrategie bzw. der Lernprozess aufwendig und kompliziert, doch wenn du sie erst einmal beherrscht, wirst du nicht nur mit guten Noten belohnt, es dankt dir auch dein zukünftiges Studien-Ich.  

Du teilst dir dein Lernplan bzw. Lernprozess in 4 Stufen ein:

1.  Priming

Du stellst dir einen Timer auf 10 Minuten – wirklich nur 10 Minuten – verschaffst dir einen Überblick über alle Themen. Am besten nimmst du dir dein (analoges) Buch zur Hand und blätterst es durch. 

Da das Ganze auf 10 Minuten begrenzt ist, hast du keine Zeit, dich in den Details zu verstricken, sondern bist gezwungen, dich auf auf das große Ganze zu konzentrieren. 

2. Lernen in Ebenen

Du konzentrierst dich zuerst auf die Themen, die das große Ganze ausmachen und lernst erstmal die „großen“ Themen, anstatt die kleinen Details der jeweiligen Inhalte, denn die kannst du später lernen wirst und auf die kommt es in der Klausur nicht sonderlich an.  

Du wirst nicht abgefragt, warum es die Eulersche Zahl heißt, sondern wie man mit ihr rechnet oder wie man verschiedene Formel auf diese anwenden kann. Du musst nicht zwingend wissen, was „Demokratie“ auf griechisch heißt, um Demokratie zu verstehen. 

Und so lernst du Ebene für Ebene: Du schaust dir die großen Themen und die Zusammenhänge an und arbeitest dich (wenn du genügend Zeit hast) immer weiter in die Details vor. 

In der der Prüfung ist es umso wichtiger, das große Ganze zu verstehen, um die Verbindungen zwischen den Lernthemen besser leiten zu können. 

Somit passiert es nicht, dass du dir stundenlang diese eine kleine Info versuchst zu merken, für die es in der Arbeit, wenn überhaupt, zwei Bewertungseinheiten gibt. 

Als Nächstes stellst du dir vor allem zwei Fragen zu jedem Lerninhalt: 

1. Welche Relevanz hat das für mich?

2. Wie stelle ich Verbindungen zu den Themen her?

Es klingt abstrakt, aber hier ist ein Beispiel: 

Ohne die Demokratie gäbe es keine Menschenrechte. Ganz provisorisch gesagt: ich könnte nicht kritisch urteilen, meine Meinung nicht äußern, die körperliche Unversehrtheit würde mich nicht schützen oder ganz allgemein wäre ich in meiner Freiheit massiv eingeschränkt. (Verbindung) 

Das heißt, die Demokratie ermöglicht mir meine Freiheit und schützt mich vor solchen Gefahren. (Relevanz) 

Und diese beiden Fragen stellst du dir bei nahezu jedem Thema, das du lernen musst.

3. Mindmap

Du visualisierst deine Lerninhalte mithilfe einer Mindmap, um die Verbindungen zwischen den Themen besser zu verknüpfen und Zusammenhänge, wenn nicht sogar ein Muster zu erkennen.

4. Wiederholung

Nachdem du dir die Lerninhalte eingeprägt hast, musst du sie mithilfe der meist empfohlenen Techniken (wie Active Recall, Space Repetition, Blurting, Gedächtnispalast usw.) wiederholen. 

Dabei ist es gut zu wissen, dass je mehr Sinne man einsetzt, umso mehr kann man sich einprägen.  

Zum Beispiel: Nimm dich beim Lernen auf und hör es dir das an, wenn du ohnehin schon warten musst, dann schlägst du zwei Fliegen mit einer Klappe., indem du das Ganze laut aufsagst und es dir nochmal anhörst. 

Außerdem wird dir die Mindmap ohnehin helfen, die Lerninhalte besser zu visualisieren. Am besten ist es, wenn du dich beim Lernen bewegst, sei es, dass du durch den Raum gehst oder einfach im Stehen lernst. 

Dieser Lernprozess ist gewöhnungsbedürftig, aber mitunter am effektivsten, wenn es besonders um Transferaufgaben geht und hilft dir auch enorm bei großen Themengebieten. Denn in den Prüfungen geht es um das große Ganze. 

Trust The Process. 

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