Die Lage unserer Nation

Vor einigen Wochen titelte der Economist: „Deutschland – der kranke Mann Europas.“ Robert Habeck wagte daraufhin die Wette, dass sein Land es schaffen wird. Doch während die größte Wirtschaftsmacht Europas großen Herausforderungen gegenübersteht, scheint sie dem Sprichwort „Hochmut kommt vor dem Fall“ zu folgen.
Aber welche Probleme plagen Deutschland, wenn es uns doch so gut geht?

Die Migration ist ein solches Thema. Seit Jahresbeginn sind über 100.000 Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Allein ihre Unterbringung stellt ein gewaltige Herausforderung dar.
In ganz Deutschland fehlen immerhin über 700.000 Wohnungen. Also wo sollen die Neuangekommen wohnen?

Da gibt es eine vermeintlich einfache Antwort, lasst sie uns einfach bauen. Doch mit welchen Arbeitskräften? Es fehlen über 300.000 Fachkräfte allein in der Baubranche. Fachkräfte allgemein fehlen weit über 600.000.

Ok, dann lasst uns doch diese fehlenden Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland rekrutieren. Allerdings liegt Deutschland gerade mal im Mittelfeld aller Industrieländer wenn es um die Beliebtheit bei ausländischen Fachkräften beim Thema Einwanderung geht. Weshalb es kein Weg mit Erfolgsaussichten ist, auch wenn man bedenkt das andere Länder ebenfalls einen mangel an Fachkräften haben.

Aber vielleicht reichen unsere aktuelle Zahlen an Arbeiter ja aus um die Wohnungen zu errichten?
In den letzten Jahren ist die Anzahl der gebauten Wohnungen pro Jahr jedoch gesunken, hauptsächlich aufgrund einer ausufernden Bürokratie. Komplizierte Antragsverfahren, undurchsichtige Regelungen und lange Bearbeitungszeiten führen dazu, dass der Wohnungsbau zunehmend zum still stand kommt.
Der Kanzler fordert zwar einen radikalen Umbau der Baupolitik, passieren tut allerdings nichts. Sozialwohnungen die in den Städten einst ein günstiges wohnen ermöglichten wurden zu Hunderttausenden an private Investoren verscherbelt.

Aber auch die Energiewende lässt sich so nicht bestreiten, z.B. benötigt die Genehmigung eines Windrads über 5 Jahre. Seit weit über einem Jahrzehnt ist bekannt das das Deutsche Energienetz auf Erneuerbare Energien ausgelegt werden muss. Es müssten Stromtrassen errichtet, Energiespeicher gebaut und das bestehende Netz weiter ausgebaut werden, allerdings haben vergangene Regierungen nichts getan.
Dadurch ist ein Investitionsstau an unserer Energie-Infrastruktur von über 600 Milliarden Euro entstanden der abgearbeitet werden muss um unsere Klimaziele bis 2030 noch zu erreichen.

Apropo Klimaziele, auch wenn Klimaschutz teuer sein mag. Die Schäden die der Klimawandel anrichtet sind noch viel größer. Ertragsausfälle für Landwirte, Schäden an Gebäuden und Infrastruktur und Lieferengpässe werden allein in Deutschland bis 2050 900 Milliarden Euro kosten.

Kommen wir aber nochmal zurück zur Energie. Lange als Klimafreundliche Brückentechnologie angepriesen hat Gas uns in eine Abhängigkeit geführt aus der wir nur unter größtem Anstrengungen finanziell, diplomatisch und wirtschaftlich uns befreien konnten nur um anschließend in die nächste zu geraten.
Vom Diktator Putin zum Emir von Katar. Lange haben wir über 50% unseres Gases aus Russland importiert, einem Wunden Punkt vor dem uns sehr viele Länder bereits gewarnt hatten. Nur wollte es Deutschland lange nicht einsehen was passieren könnte wenn Russland einmal nicht nur die freundliche Tankstelle mit Atombomben sein sollte.

Diese Tankstelle hat vor 622 Tagen ein demokratisches Land in Europa angegriffen. Daraufhin hat Deutschland der Ukraine lediglich 5000 Helme versprochen, andere Länder lieferten da bereits Waffen.
Glücklicherweise hat kurz nach diesem peinlichem Moment ein neuer Verteidigungsminister übernommen. Schnell stellte sich raus, was vielen vorher schon bekannt war, in was für einem desolaten Zustand die Bundeswehr sich befindet. Seit Jahren ist vielen Ländern, vor allem im Osten Europas, bekannt welche Gefahr Russland darstellt. Zum Beispiel verdoppelt aktuell die Polnische Armee die Anzahl ihrer Soldaten und kauft riesige Mengen modernstem Kriegsgerätes ein.
Und was macht die Bundeswehr? Das NATO-Ziel von 2% des Bruttoinlandsprodukt schaffen wir nicht, auch mit eingerechnetem 100-Milliarden Euro Sondervermögen.
Auf mehr als 50 Milliarden Euro wird der Investitionsstau beziffert der zuzüglich zum NATO-Ziel ausgegeben werden müsste um sie wieder Verteidigungsfähig zu machen. Eine Aufrüstung der Bundeswehr ist dabei noch nicht einmal einberechnet.

Seit dem Angriffskrieg in der Ukraine ist auch das Thema Cyber-Security immer mehr ins Rampenlicht gerückt. Während Estland ein Land das kaum 10% der Deutschen Fläche besitzt, nicht nur bei der Ausstattung der Armee führend ist, sind sie auch Europas meist digitalisiertes Land.
Alle Anträge kann man dort über das Internet erledigen.
Deutschland steht bei der Digitalisierung der Behörden Europaweit auf dem 22. Platz – und das als Einwohner- und Wirtschaftsstärkstes Land.
Bei der Internetgeschwindigkeit stehen wir weltweit auf dem 55 Platz. Allein die Digitalisierung des Gesundheitswesens wird geschätzte 42 Milliarden Euro kosten.

Natürlich könnte man jetzt sagen, ja und? Wirtschaftlich gehts uns doch gut. Ja NOCH, nicht nur haben wir uns von Gas abhängig gemacht, die deutsche Automobilindustrie, braucht Chinas nachfrage nach Autos. Über ein drittel der Produktion Deutscher Hersteller geht nach China. Das sind aber vor allem Verbrenner. Chinesische Hersteller bauen längst vor allem Elektroautos, einer Technologie die die Deutschen lange nur belächelt haben. Bei Verbrennern haben die Deutschen einen Anteil von über 20 Prozent in China, bei Elektroautos sind es kaum 5. Und das wird sich auch nicht ändern, immerhin sind Chinesische Autos sowohl digitaler als auch günstiger als ihre deutschen Konkurrenten, zudem sehen immer weniger Chinesen die ausländischen Marken als Statussymbol. Das führt dazu, dass DIE deutsche Industrie überhaupt, die Automobilbranche, in mittlerer Zukunft einen extremen Einbruch erleben wird. Dies wiederum wird zu einem immensen volkswirtschaftlichen Schaden für Deutschland führen.

Um all diese Probleme lösen zu können brauchen wir vor allem eines: Geld. Doch wo soll diese gigantischen Summen herkommen? Schulden machen dürfen wir dank der Schuldenbremse nicht. Aber wie sollen wir das Problem dann lösen? Immerhin können wir Investitionen wie zum Beispiel in Infrastruktur nicht weiter aufschieben, dies haben wir bisher schon gemacht weshalb sich ein Investitionsstau von über 150 Milliarden Euro angesammelt hat um all die maroden Bauwerke zu erneuern.

Über all dem steht der Demographischen Wandel. Je länger wir warten desto weniger Fachkräfte haben wir, mit denen wir diese Projekte umsetzten können. Je länger wir warten desto weniger Arbeiter haben wir um Projekte wie die Energiewende, Wohnungsbau, Infrastrukturausbau und Digitalisierung voranzutreiben. Was wiederum dazu führt das wir einen noch größeren Investitionsstau haben. Gleichzeit hat der Staat durch immer mehr Rentner immer höhere kosten wodurch weniger Geld zur Verfügung steht.

Vielleicht waren wir einmal das beste Land. Wir standen für Gerechtigkeit, für die Chance es schaffen zu können. Wir haben Armut bekämpft nicht arme Menschen. Wir haben gutes Getan weil es uns wichtig war nicht, um uns damit zu brüsten. Wir bauten tolle fantastische Dinge, machten unerhörte technologische Fortschritte, heilten Krankheiten und schufen die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Wir griffen nach den Sternen…

Der erste Schritt ein Problem zu lösen ist, zu erkennen das es eins gibt. Der Tanker Deutschland fährt geradewegs auf einen Eisberg zu.

Es wird eine gewaltige Herausforderung sein diesen Tanker gleichzeitig umzubauen und von der Gefahr wegzulenken. Manche werden Fragen warum sollten wir uns dieser Herausforderung überhaupt annehmen? Natürlich kann ich nicht versprechen, ob es besser werden wird, wenn es anders wird; aber so viel kann ich sagen: Es muss anders werden, wenn es gut werden soll. Lasst uns gemeinsam etwas ändern!

Teile den Artikel:

Ähnliche Beiträge: